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Alumni-Geschichten

Malte Kanngießer

Malte Kanngießer

duales Bachelorstudium Maschinenbau
2013 bis 2018

Maschinenbau mit Freiheiten
 

Malte Kanngießer begann 2013 sein duales Studium im Maschinenbau an der Hochschule Ruhr West (HRW). Gleichzeitig startete seine IHK-Ausbildung bei der Siemens AG. Sein Bachelorstudium schloss er im März 2018 ab. Zunächst im Engineering für große Kraftwerksdampfturbinen übernommen, ist er heute als Vertriebs- und Projektmanager für kleine Dampfturbinen bei der Siemens Energy AG in Mülheim an der Ruhr tätig. Er schätzt die Möglichkeiten, sich auszuprobieren und möchte für die Zukunft weiter generalistisch Erfahrungen im Energiesektor sammeln.
 

Warum haben Sie sich für die Hochschule Ruhr West und den Studiengang Maschinenbau entschieden?

Durch meinen älteren Bruder kannte ich das Konzept des dualen Studiums mit integrierter Ausbildung. Mir war klar, welche breiten Möglichkeiten sich ergeben. So suchte ich gezielt nach Angeboten großer Unternehmen. Ich war naturwissenschaftlich interessiert und nach Recherche sowie privaten Gesprächen kristallisierte sich heraus, dass mir Maschinenbau am besten gefallen könnte. Ich bewarb mich bei Siemens, die mit der HRW kooperierten. Das gefiel mir sehr gut, da die Hochschule ganz jung war. Als kleine und moderne Hochschule hatte und hat sie Ambitionen, die Dinge richtig zu machen und neu auszurichten. Mit der Zusage von Siemens zog ich vom Norden NRWs ins Ruhrgebiet, begann mein Studium und parallel die Ausbildung zum Technischen Produktdesigner. In dieser Zeit war ich sehr eingespannt, aber es hat sich gelohnt. Sich im Studium und in der Praxis mit Themen auseinander zu setzen, half, sie besser zu verstehen. Ich erkannte die Theorie auf der Arbeit und konnte Aufgaben von der Arbeit mit Professor:innen besprechen. Nach den ersten vier Semestern war die Ausbildung geschafft und ich wurde in Teilzeit als Technischer Produktdesigner übernommen. Das Unternehmen räumte mir viel Freiheit ein, mein Studium gut abzuschließen. Es war herausfordernd und man muss schon Bock darauf haben, aber ich genoss auch mein Studierendenleben. Vielleicht nicht in der Häufigkeit, wie ein Vollzeitstudierender, aber hätte ich noch mal die Wahl, würde ich es wieder machen. Nur wünschte ich mir dann mehr Gelassenheit.
 

Welches Ereignis aus Ihrer Studienzeit haben Sie in besonderer Erinnerung?

Natürlich ist das Studieren in den Containern hängengeblieben, als der Campus noch nicht fertig war. Es war eine Besonderheit und funktionierte super. An der Hochschule fühlte ich immer eine besondere Atmosphäre, ganz anders als im Unternehmen. Der kleine Campus und die Lerngruppen waren angenehm. Es gab eine unausgesprochene Selbstverständlichkeit, dass sich jede:r neu definieren durfte. Hier hatte ich einen einzigartigen Freiraum, war für mich verantwortlich und selbstständig, konnte mich ausprobieren. Dazu trug auch meine dritte Projektarbeit bei. In Einzelarbeit durfte ich mein Thema frei wählen und entschied mich für die Entwicklung eines Prüfstands für einen hydraulischen Modellbaubagger. In meiner Arbeit völlig selbstbestimmt, erlebte ich ein Aha-Erlebnis: Ich hatte bereits so viel gelernt, dass ich mich nahezu alleine durch die Thematik arbeiten konnte. Auch der enge Kontakt zum Prof und den wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen machte Spaß. Das Ein- und Ausgehen im Labor fühlte sich ein bisschen wie ein Privileg an. Es war eine sehr erfahrungsreiche Zeit.
 

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus und welche Kenntnisse aus Ihrem Studium brauchen Sie dafür?

Nach dem Bachelor war ich als Systemingenieur für Dampfturbinenhilfssysteme verantwortlich. Dazu zählte alles rund um die Planung der Systeme, die die Dampfturbinen am Leben halten. Ich bekam früher als geplant das erste Projekt für ein Großkraftwerk in Eigenverantwortung und damit das Vertrauen von Fachbereichen und beteiligten Abteilungen. Das brachte mich sehr weit: Ich kümmerte mich viel selbst, war sofort voll im Thema. Nach vier Jahren wollte ich einen Eindruck von der wirtschaftlichen Seite unserer Branche kennen lernen. Ich wechselte 2022 von 100% Engineering zu einem Job, in dem ich schnell viel Verständnis für die gesamte Logistikkette erlangte. In meiner heutigen Aufgabe betreue ich Kunden im technischen Vertrieb kleiner Dampfturbinen. Diese werden überwiegend im verfahrenstechnischen Industriebereich eingesetzt, überall da, wo Prozessdampf und keine Elektrifizierung zum Betrieb von Maschinen und Generatoren vorhanden sind. Von der Anfrage bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Materialien unseren Hof verlassen, bin ich für alle Fragen und Schwierigkeiten auf Kunden- und Unternehmensseite Ansprechpartner. Deshalb muss ich mitkriegen, was im Projekt passiert. Um zu verstehen, was der Kunde wirklich braucht und Lösungen zu finden, spreche ich mit dem Field Service, dem Einkauf, bin bei Kunden vor Ort oder arbeite mich bis in die Fertigungszeichnungen ein. Dabei betreue ich Kunden im Südpazifik, was die Zusammenarbeit mit dortigen Kolleg:innen erfordert. Diese überwinden Sprachbarrieren und kennen Kultur sowie rechtliche Gegebenheiten besser. Ich beschäftige mich mit vielen unterschiedlichen Problematiken. Meine Arbeit ist geprägt von Kommunikation, technischem und logistischem Verständnis sowie Netzwerkpflege. Das hauptsächlich auf Englisch, häufig unter Zeitdruck und bei Zeitverschiebung. Aber es macht wirklich Spaß.

Maschinenbau ist ein großes, vor allem internationales Feld, in dem mir ein deutscher Ingenieurstitel viele Türen öffnet. Was an der HRW gelehrt wurde, ist bei mir angekommen. Fachliche Themen und die Sprache mit ihren spezifischen Begriffen wurden sehr gut vermittelt. Das zeigte sich bei dem einfachen Einstieg in mein Masterstudium an einer anderen Uni. Ich wurde auch dazu befähigt, etwas zu tun, das mit der Technik selbst gar nichts zu tun hat: Ich lernte, wie ich mit Fragestellungen umgehe und Probleme löse. Und das kann ich in jedem Bereich nutzen.
 

Was möchten Sie Studierenden mit auf den Weg geben?

Sich trauen und ausprobieren. Egal, ob im Studium oder danach, sie sollten selbst herausfinden, was ihnen Spaß macht. Und wenn sie unsicher sind, sich erlauben, Erfahrungen zu machen. Fehler sind keine Fehler. Sie helfen, zu lernen. Das trifft auf Positionen nach dem Studium und auf die Arbeit zu. Sich Zeit nehmen, die Dinge zu durchdenken, eigenen Leistungsdruck und Treibern von außen widerstehen. Selbst wenn sie das Problem nicht lösen konnten, die Courage haben, Fragen und Problemstellungen zu transportieren. Mit Engagement, Lernwille und Argumenten werden sie immer auf offene Ohren stoßen.

Insbesondere interessierten Mädchen und Frauen wünsche ich das Selbstvertrauen in den Maschinenbau einzutauchen. Es täte der Technikwelt gut, wenn es mehr Frauen gäbe, deren Denkweise nachgewiesen zu Weiterentwicklung und Erfolg beitragen. Auch wenn sie dann im Studium feststellen, es ist nicht das Richtige, machten sie diese Erfahrung. Anderen zeigt diese Chance, dass es ihnen Spaß macht. Sie müssen sich nur trauen, ausprobieren und die eigene Scheu verlieren.

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