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Johannes Reidick: An der Schnittstelle von Energie und Informatik

Wednesday 15 January 2025

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Nach der Ausbildung zum Fachinformatiker entschied sich Johannes Reidick für mehr Perspektiven durch ein Studium. Von 2011 bis 2014 studierte er den Bachelorstudiengang Energieinformatik dual in Kooperation mit der RWE Deutschland AG an der Hochschule Ruhr West (HRW). Nach dem Master Informatik mit Schwerpunkt Energieinformatik 2016 und seiner ersten Tätigkeit als Technischer Produktmanager ist er seit 2019 bei der Westnetz GmbH als Teamleiter in seiner ersten Führungsrolle glücklich, Dinge im Unternehmen aktiv zu gestalten.

Warum haben Sie sich für die Hochschule Ruhr West und den Studiengang Energieinformatik entschieden?

Nach der Schule dachte ich erst, „ein Studium ist nix für mich“. Ich hatte keine Lust mehr zu lernen. Also absolvierte ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Nach zwei Jahren im Job wurde mir klar, das bot mir nicht genug Perspektiven. Ich hatte von dem neuen Studiengang Energieinformatik an der Hochschule Ruhr West gehört, der gerade in Bottrop startete. Obwohl ich in Mathe nicht so stark war und großen Respekt davor hatte, entschied ich mich, es zu versuchen. 2011 starteten wir mit sieben Leuten in dem neuen Studiengang. Ich begann im Rahmen eines praxisintegrierten Studiums in Kooperation mit der RWE Deutschland AG. Das bedeutete, ich arbeitete neben dem Studium fest in meiner Abteilung mit und war in europäischen Projekten in Madrid und Stockholm aktiv. Wir hatten engen Kontakt zu den Professor:innen und die Möglichkeit, das Studium selbst mitzugestalten. Als erster Jahrgang mussten wir viel selbst organisieren. Das gab uns aber auch den Raum, unseren eigenen Weg zu finden. Meine Bachelorarbeit schrieb ich dann im Betrieb.

Über den Master habe ich nicht lange nachgedacht, irgendwie haben sich alle in unserer Gruppe gegenseitig vorangetrieben. Den Master Informatik absolvierte ich mit dem Schwerpunkt Energieinformatik. Die Richtung ließ sich individuell durch die Projektmodule beeinflussen. Nach dem Master habe ich mit einer Promotion geliebäugelt. Aber ich entschied mich, erst mal wieder etwas anderes zu machen, etwas voran zu bringen und auch einen geregelten Alltag mit meiner Partnerin zu haben. Den engen Kontakt zu einigen Profs und meinen ehemaligen Kommilitonen habe ich aber heute noch.

Welches Ereignis aus Ihrer Studienzeit haben Sie in besonderer Erinnerung?

Ich erinnere mich gerne an die familiäre Atmosphäre. Auch, dass wir so viele Dinge ausprobieren konnten. Wir lernten viel in Projekten mit Firmen, entwickelten zum Beispiel einen E-Bike Teststand oder testeten Industrieanlagen, deren Firmen unsere Daten in neue Anforderungen einsetzen konnten. Im Studium habe ich mich viel mehr ‚zuhause‘ gefühlt als in der Schule. Hier konnte ich Dinge ändern. Ich konnte das machen, das mir wirklich lag.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus und welche Kenntnisse aus Ihrem Studium brauchen Sie dafür?

Im Anschluss an mein Trainee-Programm, das sich durch meine Masterarbeit in Kooperation mit einer entsprechenden Abteilung ergab, wurde ich als Technischer Produktmanager für elektronische Zähler übernommen. Damit war ich verantwortlich für die Ausgestaltung und Prüfung der eingesetzten elektronischen Stromzähler, also die Funktionen und Schnittstellen, sowie für die Optimierung und Harmonisierung der Prozesse im Unternehmen. Dazu gehörte auch der enge Kontakt zu Herstellern und der Besuch von Messen. Wir testen immer wieder neue Produkte und übernehmen die begleitende Qualitätssicherung. Wareneingangsstichproben und Störungsanalysen bringen Daten für die kommenden Anforderungen an die Produkte.

Seit 2019 bin ich als Teamleiter, mittlerweile bei der Westnetz GmbH, für sieben Mitarbeitende disziplinarisch verantwortlich. Diese erste Führungsrolle war eine krasse Veränderung, weil sich meine Aufgaben von fachlichen Inhalten auf die Organisation und Abstimmung verschoben. Ich finde diese Rolle schön, da ich so Dinge im Unternehmen gestalten kann. In die rein fachliche Laufbahn möchte ich nicht zurück, obwohl ich es manchmal auch vermisse, am Prüfstand zu sitzen.

Die interdisziplinären Kenntnisse aus meinem Studium sind sehr hilfreich, da ich sowohl technisches Verständnis als auch Energieexpertise benötige. Im Betrieb sehen die Dinge aber nicht immer so aus, wie man sie selbst designt hätte. Gesetze, Entscheidungen von Einzelpersonen, wirtschaftliche Voraussetzungen und politische Abhängigkeiten spielen auch eine Rolle. Da ist es wichtig, sich darauf einzulassen.

Was möchten Sie Studierenden mit auf den Weg geben?

Ich würde Studierenden empfehlen, ihrem Gefühl zu vertrauen und aktiv Entscheidungen zu treffen, wenn etwas nicht passt. Der lineare Lebenslauf ist heutzutage nicht mehr die Norm, und es ist wichtig, sich breit aufzustellen und neuen Herausforderungen zu stellen. Ich selbst habe das zu der Zeit nicht wahrgenommen, kann jetzt aber sagen, dass sich schon im Studium abzeichnet, welche Rolle einem später liegt. Es ist auch wichtig, sich während des Studiums zu engagieren und selbst zu organisieren. Ja, der Stoff ist umfangreich und sicher nicht immer einfach, aber wenn man Lust darauf hat und sich reinwühlt, kann man alles schaffen. Die, die zögern möchte ich ermutigen, sich mehr zu trauen. Gerade auch Mädchen und Frauen. Ich sehe hier bei Westnetz nur selten weibliche Bewerbungen. Die Ängste weglassen und die Möglichkeiten an der Hochschule Ruhr West nutzen – dann finden sie ihren Weg.

 

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